Remote- und Hybridarbeit sind für viele Unternehmen längst Alltag, auch wenn manche inzwischen wieder verstärkt auf Präsenz setzen. Solange es mehr offene Stellen als Jobsuchende gibt, bleibt Flexibilität jedoch ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Ortsunabhängiges Arbeiten ist für viele Mitarbeitende nach wie vor attraktiv. Wer sich in seinem Arbeitsumfeld wohlfühlt, ist motivierter, engagierter und bleibt dem Unternehmen länger treu. Doch wie gelingt Führung, wenn man sich nicht mehr täglich im Büro begegnet?
Was digitale Führung verlangt
Führung auf Distanz bedeutet mehr als die richtige Technik und funktionierende Tools, sie verlangt ein Umdenken. Entscheidend sind Fragen wie: Was brauchen meine Mitarbeitenden, um eigenverantwortlich arbeiten zu können? Wo kann ich Vertrauen schenken und wo braucht es klare Strukturen? Nicht zu vergessen, wer blüht im Homeoffice auf und wer fühlt sich dort eher verloren?
Nicht alle kommen mit dem Remote-Modus gleich gut zurecht. Manche motiviert die Ruhe, die Freiheit und die Flexibilität, die das Arbeiten von zu Hause mit sich bringt. Andere hingegen vermissen den persönlichen Kontakt oder kämpfen mit der Selbstorganisation. Diese Unterschiede wahrzunehmen und individuell darauf einzugehen, gehört zu den zentralen Aufgaben moderner Führung.
Doch das verlangt einer Führungskraft viel Empathie und Aufmerksamkeit ab und einen Mehraufwand an Kommunikation, wie auch die Studie „Mobile Arbeit - Sozialpartnerstudie 2023“ bestätigt, durchgeführt vom Frauenhofer IAO in Zusammenarbeit mit dem Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. (BAVC) und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE).
Ein Plus für die Arbeitgebermarke
Doch gute Remote-Führung zahlt nicht nur auf die Belange der Mitarbeitenden ein, sondern auch auf die Arbeitgebermarke. Unternehmen, die individuell auf ihre Mitarbeitenden eingehen und ihnen Vertrauen entgegenbringen, werden als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen, Stichwort Employer Branding. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und steigendem Wunsch nach Flexibilität kann eine funktionierende Remote-Kultur zu einem nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil werden.
Vertrauen ist besser als Kontrolle – aber nicht planlos
Bei ZNAPP arbeiten wir komplett remote. Das funktioniert nicht deswegen, weil wir Glück hatten, sondern weil wir durch die Geschäftsleitung ganz bewusst auf eine Kultur der Verantwortung und des Vertrauens gesetzt wurde. Mikromanagement spielt bei uns keine Rolle. Stattdessen folgen wir klaren Zielen, es gibt regelmäßige Check-ins und transparente Kommunikation. Wir definieren gemeinsam Ziel und Zeitrahmen von Projekten, besprechen Meilensteine und dann wird gearbeitet. Ohne ständige Kontrolle. Stattdessen gibt es kurze Abstimmungen im Team und ein festes Weekly. Und wenn einmal etwas nicht rund läuft, sprechen wir offen darüber. Bei uns bedeutet Führung den Rahmen zu schaffen, in dem jeder gut und eigenverantwortlich arbeiten kann.
Die Kunst offene Strukturen zu schaffen, ohne etwas zu übersehen
Remote-Führung ist ein Balanceakt. Zu viel Kontrolle bremst Eigenverantwortung, zu wenig Struktur führt zu Unsicherheit und schlechten Ergebnissen. Führung sollte Klarheit schaffen und gleichzeitig Raum geben für individuelle Arbeitsstile. Das alles unter einen Hut zu bringen ist eine Kunst für sich. Wer remote führt, braucht mehr Kommunikation, nicht weniger. Und damit ist nicht ständiges Nachfragen nach dem Projektstand gemeint, sondern nah dranzubleiben. Verbindlich, wertschätzend, vorausschauend. Es bedeutet auch, offen zu besprechen, ob das gewählte Arbeitsmodell zum Menschen passt. Nicht alle können oder wollen alleinverantwortlich im Homeoffice arbeiten, manchmal ist der bessere Weg eben das Büro.
Ein bewährter Ansatz ist es, klare Erwartungen zu formulieren, statt jede Aufgabe kleinteilig zu überwachen. So schaffen Führungskräfte Orientierung und geben gleichzeitig den nötigen Raum für Eigenverantwortung. Wichtig sind auch regelmäßige Einzelgespräche, nicht nur bei Problemen, sondern als fester Bestandteil der Führung. Diese Gespräche stärken das Vertrauen und sorgen dafür, dass sich Mitarbeitende gesehen und gehört fühlen.
Gleichzeitig sollten Führungskräfte auf Signale achten, die darauf hinweisen, dass jemand im Remote-Setting Schwierigkeiten hat, etwa wenn Deadlines öfter nicht eingehalten werden, die Kommunikation stockt oder Mitarbeitende sich zurückziehen. In solchen Fällen ist es wichtig, das Thema offen anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Und nicht zuletzt sollte man nicht unterschätzen, wie wertvoll gelegentliche persönliche Begegnungen sind. Offline-Treffen schaffen Nähe und stärken das Teamgefühl, was sich auch positiv auf die digitale Zusammenarbeit auswirkt.
Es ist nicht immer leicht – aber es lohnt sich
Führen auf Distanz ist anspruchsvoll. Es braucht neue Fähigkeiten, mehr Reflexion und einen bewussteren Umgang mit Vertrauen. Aber wer diesen Weg geht, profitiert von motivierten, selbstständigen Mitarbeitenden und einer Unternehmenskultur auf Augenhöhe.
„Bewerben muss einfach sein – so wie ein Kaffee zwischendurch.“ Frust bei Lebenslauf und Anschreiben muss nicht sein, davon ist Sandra Gehde, Sachbuchautorin und Expertin für Personalmanagement überzeugt. Nach einer Ausbildung im fotografischen Bereich ging sie als Quereinsteigerin ins HR-Management, wo sie 13 Jahre lang erfolgreich als Personalmanagerin tätig war.
Heute ist sie als HR Senior Consultant beratend bei Znapp tätig. Sie lebt mit ihrer Familie im Münchner Osten, wo sie auch Krimis schreibt – spannender als das Leben.
Veröffentlichungen:
Folge uns auf Social-Media für noch mehr Content rund um das Thema Jobsuche und Bewerbung!